Es ist kalt draussen. Ich blicke durch das Küchenfenster hinaus in den Schnee. Beim Anblick des Winters bekomme ich Lust auf eine Tasse Tee. Ich hole den Wasserkocher heraus, fülle ihn mit Wasser und beginne das Wasser zu kochen. Suchend werfe ich einen Blick in meine Teebox. Auf was hätte ich denn gerade Lust? Erkältungstee? Winterpunschtee? Oder doch Kamillentee? Da habe ich ja noch einen Lipton Schwarztee, perfekt! Ich setze mich mit meiner Tasse Tee auf das Sofa, ziehe die Kuscheldecke über und werfe einen Blick in meinen Reiseführer. Als der Duft des Schwarztees in meine Nase strömt, kommt mir ein Gedanke: Was für eine Reise dieser Tee wohl hinter sich hat?
Diese Reise meines Schwarztees sehe ich mir im Jänner 2017 im Zuge unseres Urlaubs genauer an: wir besuchen die Lipton Teefabrik Dambatenne bei Haputale, Sri Lanka.
Wir organisieren uns ein TukTuk, welches uns von unserem Guesthouse in Haputale zur etwas abseits gelegenen (ca. 10km) Dambatenne Teefabrik bringt. Diese wurde 1890 von Thomas Johnstone Lipton errichtet. Wir haben Glück und können noch eine Tour (Eintritt: 250 Rupien) machen.
Da sind wir also… in DER Lipton Teefabrik! Hier werden wir Teeproduktion auf höchsten Niveau erleben, die neuesten Geräte sehen und das unter höchsten Qualitätsanforderungen, so ist meine Erwartung.
Als wir allerdings mit einem sichtlich kurz angebundenen und etwas genervt wirkenden Mitarbeiter der Fabrik unsere ersten Schritte durch die Anlage gehen, tritt Ernüchterung ein. Keine Schutzanzüge oder Desinfektionsmaßnahmen für uns. Das sind Maßnahmen, die in Europa in Firmen dieser Größe Standard sind. Nach einer schnellen sehr allgemeinen Einführung gehen wir mit unseren Straßenschuhen durch die Fabrik. Der Tee wird während des Zerkleinerungsschrittes am Boden gelagert und die Mitarbeiter gehen barfuss durch die Anlage. Ich kann nur hoffen, dass hier ausreichend Desinfektionsmittel in der Garderobe zur Verfügung stehen, denn sehen kann ich keine.
Mir kommen Zweifel, dass es sich hier um DIE EINE Lipton Teefabrik handelt. Berechtigt.
Am Ende finde ich heraus, dass diese Teefabrik noch immer die alten Geräte verwendet und alles nach ursprünglicher Art verarbeitet. Sie dient rein der Vorbereitung des schwarzen Tees zur Abpackung in Teebeutel: Ernte, Trocknen der Teeblätter, Zerkleinerung. Dann werden die zerkleinerten Teeblätter, gesammelt in bunten Säcken, zu den großen Zentrallagern transportiert. Dort erfolgt dann die Verpackung und die Vorbereitung für den Export. Ich vermute dort erfolgt dann die Qualitätskontrolle mit mikrobiologischen Tests. Für die Lipton Tees werden Teeblätter aus mehreren Fabriken verwendet. Dambatenne ist nur eine von vielen.
Am Ende der Tour soll es eigentlich auch eine Teeverkostung geben, die im Preis enthalten ist. Allerdings stehen hier nur leere Gläser herum und von Verkostung keine Spur.
Gesamtfazit: Interessant zu sehen wo Lipton seine Anfänge machte, aber die Tour hat eher nostalgischen Wert. Sonst leider eher Massenabfertigung ohne Charme.