Es ist kein Geheimnis: Ich bin von Orang-Utans fasziniert. Es begann, als ich meine erste Dokumentation über diese beeindruckenden Menschenaffen im Fernsehen sah. Doch ich wollte sie nicht im Zoo, sondern in freier Wildbahn erleben. Aber wie kann ich das anstellen? Worauf muss ich achten? Es gab so viel zu recherchieren. Hier findest du alles, was du über Orang-Utans und deine Begegnung mit diesen atemberaubenden Tieren wissen solltest.
12 Kurzfakten über Orang-Utans
- Orang-Utans sind keine klassischen Affen. Sie zählen zur Gattung der Primaten aus der Familie der Menschenaffen. Hierzu zählen auch Menschen, Gorillas und Schimpansen.
- Das Wort „Orang-Utan“ kommt aus dem malaiischen und bedeutet „Waldmensch“.
- Es gibt 3 Arten: Borneo-Orang-Utan (Pongo pygmaeus), Sumatra-Orang-Utan (Pongo abelii) und seit 2017 den Tapanuli-Orang-Utan (Pongo tapanuliensis). Der Borneo-Orang-Utan unterteilt sich wiederrum in 3 Unterarten. Die neu entdeckte Tapanuli-Art zählt mit ca. 800 Tieren zu den am stärksten bedrohten Menschenaffen.
- Es gibt nur noch zwei Gebiete, in denen Orang-Utans in freier Wildbahn leben: Auf Borneo/Kalimantan (Malaysia/Indonesien) und auf Sumatra (Indonesien).
- Orang-Utans leben in den Tieflandregenwäldern und Sümpfen des Flachlands. Sie bewegen sich bevorzugt auf Bäumen, sind aber auch immer wieder am Boden anzutreffen.
- Orang-Utans zählen zu den schwersten baumbewohnenden Tieren (männlich: ca. 100 kg, weiblich: ca. 50 kg).
- Orang-Utans können bis zu ca. 55 Jahre alt werden.
- Orang-Utans sind tagaktiv.
- Jede Nacht bauen sie sich ein frisches Nest aus Blättern in den Baumkronen als Schlafplatz. Am nächsten Tag wandern sie weiter.
- Männliche Orang-Utans erkennst du an ihren typischen Wangenpolstern im Gesicht. Je größer diese sind, desto attraktiver ist das Männchen für die weiblichen Orang-Utans.
- Der Boom an Palmöl und der damit verbundene Anlage von Palmölplantagen, vernichtet Regenwald und somit den Lebensraum der Orang-Utans. Alle Arten zählen zu den vom Aussterben bedrohten Arten (Critically Endangered gemäß der Roten Liste der IUCN). Die Populationen sind überall rückläufig.
- Orang-Utans sind keine Vegetarier. Sie ernähren sich zwar zum Großteil von Früchten sowie Rinden, jungen Trieben und Blättern, aber auch Vogeleier, Insekten und kleine Wirbeltiere stehen auf ihrem Speiseplan. Forscher beobachteten in seltenen Fällen Orang-Utans, die andere Regenwaldbewohner wie Plumploris oder Gibbons aßen. Dies kam aber in Zeiten vor, in denen ein Mangel an frischen Früchten beobachtet wurde.
Wichtige Hintergrundinformationen
Auf Borneo/Kalimantan und Sumatra gibt es verschiedene Möglichkeiten einem Orang-Utan zu begegnen. Um dein Erlebnis besser nach deinen Ansprüchen aussuchen zu können, solltest du den Unterschied zwischen wilden und halbwilden Orang-Utans kennen.
Was sind wilde und halbwilde Orang-Utans?
Wilde Orang-Utans leben, wie die Bezeichnung schon verrät, in freier Wildbahn. Sie leben unabhängig vom Menschen im Regenwald, scheuen den Kontakt zu Menschen und sind oft nur aus der Entfernung zu beobachten. Um sie aufzuspüren bedarf es Zeit, Geduld und einer professionellen Tour. Dieses Erlebnis ist- vor allem wenn du auf die Qualität der Tour achtest- meist mit höheren Kosten verbunden.
Anders sieht es bei den semi/halbwilden Orang-Utans aus. Diese Orang-Utans sind oft in Gefangenschaft aufgewachsen oder wurden krank bzw. verwundet gefunden. Viele Jungtiere werden verwaist gerettet. In speziellen Rehabilitationszentren werden sie gepflegt und Schritt für Schritt zur Selbständigkeit erzogen, um sie später wieder auswildern zu können. Sie sind somit an den Menschen gewöhnt. In vielen Fällen gelingt die Auswilderung, einige haben aber oft Probleme ganzjährig ausreichend Nahrung zu finden und kehren daher immer wieder zum Menschen zurück.
Aus diesem Grund wird auf sogenannten Fütterungsplattformen zu fixen Uhrzeiten täglich Zusatznahrung angeboten. Die Orang-Utans nehmen dieses Angebot gerne wahr, v.a. wenn gerade keine „Fruchtsaison“ ist (d.h. wenn das Nahrungsangebot im Regenwald gerade sehr dünn ist). Dieses Schauspiel kann man als Reisender relativ einfach beobachten. Dabei steht ein ausgebildeter Mitarbeiter mit einem Korb voller Früchte jeden Tag zur gleichen Uhrzeit an einer Plattform und wartet auf die Orang-Utans. Je nach Jahreszeit kommen unterschiedlich viele Tiere (oder auch keine) aus dem Regenwald.
Grundsätzlich wird seitens der Mitarbeiter penibel darauf geachtet, dass nicht mehr Kontakt als nötig mit den Orang-Utans aufgenommen wird (Schutzhandschuhe, Mundschutz), die Besucher sich adäquat verhalten und ausreichend Abstand einhalten. Kommt kein Orang-Utan, machen sich meist die überall lauernden Langschwanzmakaken über das Obst her.
Welcher Typ bist du?
Sei ehrlich zu dir selbst! Du solltest dich bei der Planung deiner Reise fragen, wie dein „Orang-Utan-Erlebnis“ aussehen soll.
- Der „Ich will ihn sehen-Typ“:
Du möchtest einen Orang-Utan hautnah erleben und das nicht nur im Zoo. Dafür willst du aber nicht stundenlang bei hoher Luftfeuchtigkeit durch den Regenwald wandern oder mit dem Fernglas im Boot sitzen. Zudem soll sich das Erlebnis leicht in deine Reise einplanen lassen ohne zu hohe Kosten entstehen zu lassen. Hierfür eignet sich der Besuch einer Fütterungsplattform oder eines Rehabilitationszentrums perfekt.
- Der „Wildnis-Typ“:
Du träumst davon, dich auf die Spuren der wilden Orang-Utans zu begeben. Dafür nimmst du viel Zeit und Ausdauer in Kauf, denn du weißt, dass eine Begegnung mit viel Glück verbunden ist. Du weißt, wie du dich in der Natur verhalten musst und buchst für dein Erlebnis nur ausgebildete professionelle Guides, obwohl dies mit höheren Kosten verbunden ist. Dir ist bewusst, dass es keine Garantie für die Sichtung eines Orang-Utans gibt. Manchmal siehst du den Orang-Utan auch nur aus weiter Entfernung, aber das ist für dich in Ordnung. Für dich zählt das reine Naturerlebnis.
Die Kontroverse Rehabilitationszentrum
Oft habe ich gelesen, dass man Rehabilitationszentren nicht besuchen soll, da es sich ja nicht um wilde Orang-Utans handelt. Diese Meinung teile ich nicht!
Ja, es sind keine wilden Orang-Utans. Ohne diese Zentren würde es diese Orang-Utans aber gar nicht mehr geben. Sie würden noch immer in Gefangenschaft leben oder wären bereits in freier Wildbahn verhungert. Mit deinem Eintrittsgeld unterstützt du diese Einrichtungen.
Es gibt keine bessere Möglichkeit um diese faszinierenden Tiere aus der Nähe beobachten zu können. Wenn du ehrlich zu dir selber warst und dich als „Ich will ihn sehen-Typ“ definiert hast, dann ist dies nichts Schlechtes. Ganz im Gegenteil. Durch dein ehrliches Verhalten, schützt du die wilden Orang-Utans, in dem nur diejenigen dorthin reisen, die wissen worauf sie sich einlassen und welche Regeln zu befolgen sind.
Wir lieben die Natur, sind klassische „Wildnis-Typen“ , aber trotzdem besuchen wir auch Rehabilitationszentren. Warum? Wir folgen bei dem Besuch dieser Rehabilitationszentren einem eigenen Prinzip, einer Strategie: Touristen haben Macht! Das Problem vieler Orang-Utan Schutzeinrichtungen ist das fehlende Geld, oft verbunden mit der fehlenden Unterstützung der Regierung und lokalen Behörden. Durch steigende Besucherzahlen und einer steigenden touristischen Nachfrage, steigt unserer Meinung nach auch der öffentliche Stellenwert dieser Einrichtungen. Sie sind unschlagbar in der Bewusstseinsbildung für Einheimische wie für Besucher. Hier kommt es uns aber manchmal so vor, dass hier noch Handlungsbedarf besteht. Die Besucherzahlen wachsen, aber die Einrichtungen sind darauf wenig vorbereitet. Besuchermanagement, eine genaue Kontrolle der Regeln und eventuelle Besucherlimits sollte so passieren, dass auch in Zukunft hier Orang-Utans noch beobachtet werden können.
Warum ist es so wichtig, dass der Mensch möglichst wenig Kontakt zu den Orang-Utans hat?
Der Orang-Utan ist sehr nah mit uns Menschen verwandt. Daher ist der Mensch oftmals ein potentieller Krankheitsüberträger. Vor allem im Umgang mit den halbwilden Orang-Utans ist dies gefährlich. Die halbwilden Orang-Utans sind an den Menschen und seine Krankheiten gewöhnt. Sie scheuen den Kontakt nicht und sind meist resistent gegen unsere Krankheitserreger. Durch eine Berührung der halbwilden Orang-Utans können sie aber menschliche Krankheitserreger auf wilde Orang-Utans, die tiefer im Regenwald leben, übertragen. Deren Immunsystem ist sehr empfindlich und daher anfällig für unsere Krankheiten. Aus diesem Grund ist es so wichtig einen Mindestabstand von rund 20 Metern zu einem Orang-Utan einzuhalten und jede Berührung zu vermeiden! Wir haben oft gesehen, dass dies sehr flexibel interpretiert wird und sich Besucher zu weit nähern. Der Schaden, den man wilden Populationen dabei potenziell zufügt, sieht man natürlich nicht. Wilde Orang-Utans sieht man ja ohnehin kaum. Gerade das macht es aber auch so gefährlich.
Was kannst du tun?
Buche nur nachhaltig geführte Touren mit professionellen Guides. Informiere dich vorher und lass die Finger von Touren, auf denen Orang-Utans außerhalb der Fütterungsplattformen gefüttert werden.
Beachte auf deiner Tour stets die Verhaltensregeln und meide jede Berührung eines Orang-Utan. Schutz bedeutet manchmal auch Verzicht! Ein gut ausgebildeter Guide wird dich zwar auf ein Fehlverhalten hinweisen, trotzdem solltest du die wichtigsten Regeln vorab kennen. Einige Regeln treffen eher auf wilde-, andere auf halbwilde Orang-Utans zu. Das wirst du dann vor Ort schnell merken.
- Fotografiere NIE mit Blitz!
- Halte den Mindestabstand von 20 Metern zu einem Orang-Utan ein!
- Erkenne, dass ein Selfie mit einem wilden Orang-Utan nichts ist, worauf du stolz sein solltest.
- Berühre NIE einen Orang-Utan, auch wenn ein halbwilder Orang-Utan auf dich zukommt!
- Stelle dich NIE zwischen eine Mutter und ihr Junges!
- Füttere NIE einen Orang-Utan!
- Verhalte dich ruhig: keine Musik oder Dauergeplaudere. Das ist sowohl für die Tiere störend, als auch für andere in deiner Gruppe.
Was nutzt dein Gewissen, wenn die Einheimischen es nicht haben?
Der Tourismus kann noch so viel tun, wenn die Einheimischen vor Ort kein Bewusstsein haben, kann es keine langfristige Lösung geben. Auf Borneo wird im Gebiet des Kinabatangan Rivers gerade daran gearbeitet. Die Strategie: Bewusstseinsbildung bei den Kindern! Die Kinder sollten mit ihrer Natur vertraut werden und die Wichtigkeit des Schutzes begreifen. So erhofft man sich, dass sie auch im Erwachsenenalter daran interessiert sind und davor Diskussionen mit ihren Eltern schaffen.
Einer unserer Guides auf Borneo erzählt uns, dass man die einheimischen Erwachsenen nur schwer mit dem Argument des Naturschutzes umerziehen kann. Das funktioniert eher mit den Kindern. Für Erwachsene braucht es andere Argumente, wie etwa Jobs und höheres Gehalt.
Dies führt zu einer anderen Strategie: Geld. Auf Sumatra sprechen wir mit unserem Guide. Er erzählt uns, dass er früher Jäger war. Er hat Orang-Utans für Geld eingefangen. Die Bezahlung war einfach gut und das war für ihn lebensentscheidend. Nun werden seine Fähigkeiten des Spurenlesens als Tourenguide aber besser bezahlt. Also hat er die Branche gewechselt. Ganz einfach.
Der langfristige Schutz des Orang-Utan bedarf aus unserer Sicht daher zweier Dinge: Einerseits eine klare Umsetzung des gesetzlichen Schutzes, andererseits aber auch Bewusstseinsbildung und direkte Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. Nur dann wird es auch in Zukunft noch Orang-Utans in den Wäldern Borneos und Sumatras geben!
Mein Fazit
Egal für was du dich entscheidest, die Begegnung mit einem Orang-Utan ist unvergesslich und ein absolutes Highlight. Wenn du dich an die einfachen Regeln hältst, ehrlich zu dir selber bist und dein Erlebnis bewusst planst, dann sicherst du auch noch den Menschen nach dir die Möglichkeit einen Orang-Utan zu erleben!
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