Direkt von der Hauptstadt Thimphu aus startet der Druk Path Trek, eine der beliebtesten Trekkingtouren Bhutans. Nach einer Dienstreise bleiben noch ein paar Tage übrig. Daher mache ich mich für drei Tage auf den Weg durch die spektakuläre Landschaft des Himalayas.
Fakten zur Wanderung
- Ort: Thimphu, Bhutan
- Startpunkt: Trailhead in Richtung Phadoding Monastery in Motithang
- Gesamtlänge: 37 km
- Gehzeit: 25,5 Stunden inkl. Pausen verteilt auf 3 Tage
- Schwierigkeitsgrad/Anforderungen: Technisch relativ leichte, aber aufgrund der Höhenlage anstrengende Wanderung.
- Höhenmeter: 2.800 m Aufstieg; 2.900 Abstieg
- Highlights: Einmalige Ausblicke auf den Himalaya, wunderschöne Bergseen, abgelegene Klöster, unberührte Rhododendronwälder
Im April 2018 fliege ich für zwei Wochen beruflich nach Bhutan. Gemeinsam mit Partnern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde eine Richtlinie für Restwasserstrecken im Rahmen der Wasserkraftentwicklung vorgestellt. Da die Buchung erst sehr kurzfristig über die bhutanesische Regierung erfolgte, war kein unmittelbarer Rückflug verfügbar. Hochsaison. Wir „mussten“ noch einige Tage anhängen. Wir beschließen, diese Tage für ein kurzes Trekking zu nutzen. Gemeinsam mit dem Projektleiter mache ich mich auf den Weg. Zum Glück hat die Frau unseres bhutanesischen Partners Chhimi eine Reiseagentur und organisiert uns den spontanen dreitägigen Trip. Ein einmaliges Erlebnis im Himalaya.
Der Druk Path Trek ist einer der einfacheren und beliebtesten Wanderungen in Hauptstadtnähe. Auf insgesamt 54 km führt er in fünf bis sechs Tagen von Thimphu nach Paro. Wir sind auf einer Teilstrecke von 37 km drei Tage lang unterwegs. Die Wanderung gibt uns einen unvergesslichen Eindruck der Natur und Gebirgswelt Bhutans.
Die Wanderung
Tag 1: Von Motithang über das Phadoding Kloster und den Labana La Pass zum ersten Camp
- Länge: 13,1 km
- Gehzeit: 5 Stunden
- Aufstieg: 457 Höhenmeter
- Highlights: Tee mit Mönchen im Phajoding Kloster; Phume La Pass (4.080 m) und Labana La Pass (4.280 m)
- Lager: Zeltlager kurz hinter dem Labana La Pass auf 4.140 m
Frühmorgens fahren wir zum Startpunkt in der Nähe von Thimpu. Wir treffen unseren Guide Yeshey. Die Esel werden beladen. Sie gehen vor. Esel gehen schneller als wir. Die erste Etappe ist der anstrengendste Teil. Bergauf wandern wir durch Kiefer-Rhododendron Wälder rund 5,7 km bis zum berühmten Phajoding Kloster hoch über Thimpu. Bis hierhin ist viel Verkehr, denn viele Einheimische pilgern zum Kloster. Wir genießen die Natur. Unzählige Vögel zwitschern und die Rhododendren blühen gerade.
Am Phajoding Kloster legen wir einen Stopp ein und werden von den Mönchen auf einen stärkenden Tee eingeladen. Danach gibt es ein Lunch: Es gibt Reis, geschmortes Hühnchen und das scharfe Nationalgericht Ema Datsi (Chili mit Gemüse in einer Art Käsesauce aus Yakmilch). Nun wird es ruhiger. Wir steigen weiter auf, passieren ein weiteres altes Kloster bevor wir den Phume La Pass auf über 4.000 m erreichen. Yaks starren uns aus dem Nebel an und wir genießen den Blick auf Thimpu. Die Vegetation verändert sich nun: Niedriges Rhododendrongebüsch, letzte Schneereste begleiten uns durch eine eindrucksvolle Landschaft. Kurz vor unserem ersten Lagerplatz passieren wir den Labana La Pass auf knapp 4.300 m, der höchste Punkt der Wanderung. Müde, aber zufrieden erreichen wir das Zeltlager, das inzwischen aufgebaut wurde. Sogar für ein eigenes Toilettenzelt wurde gesorgt.
Nach einem kurzen Abendessen ziehen wir uns bald zurück. Nebel zieht auf, es ist kalt. Mich erwischt zudem die Höhenkrankheit. Kopfschmerzen und Übelkeit. Obwohl wir bereits über eine Woche auf über 2.000 Höhenmetern in Thimpu waren, spürt man auf über 4.000 Metern doch die Höhe. Das hatte ich etwas unterschätzt. Von meiner Frau wurde ich aber bereits vorab gut vorbereitet. Ich trinke viel, nehme eine Kopfschmerztablette, schlafe früh und hoffe, dass ich nicht umdrehen/absteigen muss. Am nächsten Tag ist alles besser.

Unser 1. Lager am frühen Morgen
Tag 2: Über das Hochland bis zum 2. Lager am Jigme Lang Tsho Sees
- Länge: 10,6 km
- Gehzeit: 8,5 Stunden
- Aufstieg: 270 Höhenmeter Aufstieg, 520 Höhenmeter Abstieg
- Highlights: Jigme Lang Tsho See, Panoramablicke, Yaks, Bergseen (Simkota Tsho, Laba Tshochu, Tsip Tsho)
- Lager: Zeltlager am Talschluss hinter dem Jigme Lang Tsho See
In der Nacht ist etwas Schnee gefallen. Es ist kühl, aber das Wetter etwas besser. Die Höhenkrankheit ist zum Glück verflogen und der Appetit wieder da. Heute steht eine eindrucksvolle Wanderung durch das Hochland an. Einsamkeit, unberührte Gebirgsseen und immer neue Ausblicke bei zugleich wenigen Höhenmetern lassen uns in die bhutanesische Natur eintauchen.
Immer wieder passieren uns beladene Eselkarawanen, die die Zeltlager transportieren. Obwohl es der beliebteste Trek ist, begegnen wir über den ganzen Tag verteilt nur einigen wenigen anderen Gruppen. Immer wieder eröffnen sich uns Ausblicke auf die schneebedeckten Berge des Himalaya und unbesiedelte Täler. Nach einer Mittagspause am Simkota Tsho See, geht es wieder bergab in Richtung zweites Lager.
Die Vegetation wird wieder üppiger und höher. An den Felsen grasen Blauschafe bzw. Bharals (Pseudois nayaur). Am späteren Nachmittag eröffnet sich dann ein spektakulärer Blick auf unser heutiges Ziel: Den Jigme Lang Tsho See am Ende eines bewaldeten Tals. Wir wandern den See entlang bis zu unserem Camp direkt am See. Nach dem hervorragenden Abendessen wird es rasch dunkel. Nach einem gemütlichen Tee am Lagerfeuer gehen wir rasch schlafen.

Am Lagerfeuer geht der 2. Tag zu Ende
Tag 3: Abstieg vom Jigme Lang Tsho See durch wilde Rhododendronwälder bis zum Tsahlunang Gompa Kloster
- Länge: 13,3 km
- Gehzeit: 8 Stunden
- Aufstieg: 50 Höhenmeter Aufstieg, 924 Höhenmeter Abstieg
- Highlights: Jigme Lang Tsho See, unberührte Gebirgsflusslandschaft und Rhododendronwälder; Tsahlunang Gompa Kloster

Morgenstimmung am See
Frühmorgens werden wir von Vogelgesang geweckt. Der See liegt klar vor uns. Das Wetter wird besser. Wir freuen uns auf die letzte Etappe. Am letzten Tag geht es nur abwärts. Entlang des Seeabflusses wandern wir durch ursprüngliche Kiefern- und hohe Rhododendronwälder.

Abstieg durch ein bewaldetes Tal
Gegen Ende des Tages lichtet sich der Wald. Das Tshahlunang Gompa Kloster und der heilige Ort Tselung Ney, wo im 8. Jahrhundert Guru Rimpoche für rund vier Monate meditierte. Ein besonderer sehr spiritueller Ort und ein würdiger Abschluss einer unvergesslichen Wanderung. Am Eingang des Klosters werden wir abgeholt und weiter nach Paro gebracht. Von dort geht am nächsten Tag unser Flug über Delhi wieder zurück nach Hause.
Box Touranbieter & Organisation
Bhutan kann ausschließlich über lizenzierte lokale Reiseanbietern bereist werden. Diese organisieren die gesamte Reise je nach Wunsch und Vorlieben. Bis September 2022 inkludierte das „Visum“ um rund 200-250 USD pro Tag nicht nur eine Sustainable Development Fee sondern zugleich alle Vor-Ort Ausgaben (wie Transport, Hotel, Guide, Aktivitäten). Alles musste über einen lokalen Reiseanbieter organisiert werden. Mit der Neuerung wurde das nun einfacher und man kann sich freier bewegen – allerdings wurde die Sustainable Development Fee auf 200 USD pro Tag angehoben. Alle Aktivitäten kommen hier noch dazu. Der lokale Reiseanbieter stellt dir hier gerne dein Programm zusammen – auch wenn es nun kein „Muss“ mehr ist. Die Regierung scheut Massentourismus. Das ist verständlich, aber mit dieser Neuerung wird Bhutan nun zu einem wirklich teuren und exklusiven Reiseziel.
Bei uns war es 2018 etwas anders. Wir haben ein Visum als Gäste der Regierung. Daher müssen wir für unsere Aktivität eine extra Gebühr entrichten. Wir haben Glück: Seldon, die Frau unseres bhutanesischen Partners Chhimi, führt eine dieser Reiseagenturen (Bhutan Molay Travel ). Die Besonderheit: Um Gleichberechtigung und Teilhabe von Frauen am Wirtschaftsleben zu fördern, setzt Seldon als einziger Anbieter nur weibliche Guides ein und versucht verstärkt mit Frauen zusammen zu arbeiten. Die gesamte Abwicklung war sehr professionell, unkompliziert und ist daher sehr empfehlenswert.
Fazit und Empfehlung
Trekking in Bhutan ist einfach zu organisieren und technisch nicht schwer. Es ist eine wundervolle Möglichkeit in die Natur Bhutans einzutauchen. Klöster, Yaks, Bergseen und eindrucksvolle Landschaften und Ausblicke runden einen Besuch Bhutans ab. Durch die langsame Fortbewegung lässt sich der „Spirit“ und die Besonderheit Bhutans bestens erfahren und ist auch für grundsätzlich fitte, aber wenig bergerfahrene Besucher, gut begehbar.
Praktische Tipps für die Wanderung
- Die Wanderung kann nur organisiert durchgeführt werden und ist grundsätzlich ein „All Inclusive Paket“. Zelte (inkl. „Toilettenzelt“) sowie Verpflegung wird von Eseln transportiert. Durch einen Guide kann man sich nicht verirren.
- Insbesondere am Tag eins steigt man gleich auf über 4.000 m auf. Die Höhenkrankheit ist nicht zu vernachlässigen. Eine Gewöhnung an die Höhe ist unabdingbar. Wir sind bereits über eine Woche in Thimphu auf rund 2.500 m Höhe, spüren die Höhe aber dennoch. Ein Start unmittelbar nach der Landung in Bhutan ist nicht empfehlenswert.
- Eine Powerbank hat sich bewährt, um Handy und Akkus zu laden
- Es kann sehr kalt werden. Warme Kleidung ist unverzichtbar.
- Blasenpflaster, Sonnenschutz und Sportgel leisten wichtige Dienste, da die Tagesetappen von über 10 km sowie die Höhenmeter Spuren hinterlassen (können).
- Die Wanderung ist zwar einfach, aber lang und phasenweise anstrengend. Eine gute Grundfitness sollte vorhanden sein.