Koalas in der Natur zu sehen ist schon lange ein Traum von uns. In Australien im Februar 2019 wird er endlich wahr. Auf einem kleinen Zwischenstopp unseres Roadtrips durch den Südosten Australiens entdecken wir ein kleines Juwel: Raymond Island. Dieses unvergessliche Erlebnis wollen wir dir nicht vorenthalten. Hier unsere Erlebnisse und Tipps zu Raymond Island.
Die Geschichte hinter Raymond Island
Raymond Island ist eine kleine rund 6 x 2 km große, ca. 300 km südöstlich von Melbourne gelegene Insel in den Gippsland Lakes. In den 1920ern galt der Bestand an Koalas im Bundesstaat Victoria als gefährdet. Um die Koalas vor der Ausrottung zu bewahren, wurden sie auf Inseln angesiedelt. Eine gewisse Dame namens Bessie Gamble setzte sich für die Ansiedlung der Koalas auf der bewohnten Insel Raymond Island ein. Sie war erfolgreich. 1953 wurden 15 männliche und 26 weibliche Koalas von Phillip Island auf der kleinen Insel Raymond Island angesiedelt. Auch heute noch zählen die Koalas als feste Bewohner der Insel und können in Ruhe bei einem kleinen Spaziergang beobachtet werden.

Hier auf Raymond Island leben Mensch und Koala direkt nebeneinander. Findest du den Koala auf dem Bild?
So kommst du zu den Koalas
Mit dem Auto gelangst du in das kleine Städtchen Paynesville. Hier kannst du dein Auto am Hafen parken und fährst mit der Fähre nach Raymond Island. Die Fähre benötigt für die gerade einmal 200 m lange Strecke rund 5 Minuten. Für Fußgänger und Radfahrer ist die Fähre kostenlos. Drüben angekommen, kannst du direkt mit der Erkundung der Insel beginnen. So haben wir es gemacht. Prinzipiell transportiert die Fähre auch Autos (kostenpflichtig). Für einen Kurzbesuch bei den Koalas ist dies aber unserer Meinung nach absolut unnötig.

Die Fähre zwischen Paynesville und Raymond Island
Der Weg zu den Koalas
Kleine Information vorab: Raymond Island ist eine ganz normal bewohnte Insel. Wundere dich also nicht, dass es keine spezielle Touristenfähre ist. Die Einheimischen benutzen diese Fähre jedes Mal, wenn sie aufs Festland wollen. Das macht das ganze Erlebnis gleich noch authentischer und für uns sympathischer. Schon bei Ankunft auf Raymond Island sehen wir überall Hinweisschilder auf die Koalas. Hier sind wir richtig.
Nach ein paar Schritten auf der Insel sehen wir gegenüber der Fährenanlegestelle schon eine große Informationstafel mit Karte. Hier nehmen wir im Gegenzug für eine kleine Spende (Donation) von $2 eine kleine Broschüre mit Informationen rund um die Koalas und Raymond Island mit. Der Betrag wird für die Pflanzung weiterer Eukalyptusbäume auf der Insel verwendet, um die Hauptnahrungsquelle der Tiere zu sichern.
An dieser Informationstafel startet nun auch der „Koala Trail“. Dabei handelt es sich um einen kurzen (1,2km, ca. 20 Minuten) Rundweg über die Insel und durch die Wohnviertel. Steine und Pfosten mit einem kleinen Schild und Pfeil markieren den Weg und die jeweils besten Punkte für die Koalasichtungen. Es lohnt sich aber jedem Eukalyptusbaum deine kurze Aufmerksamkeit zu schenken. Insgesamt kommst du auf dem Koala Trail an 6 Markierungssteinen vorbei. Du kannst also trotz Ablenkungen und Blicken nach oben nur schwer vom Weg abkommen.
„Ich glaub ich hör ein Wildschwein“
Wenn du ein wildschweinähnliches Geräusch hörst (wie ich am Vorabend auf unserem Campingplatz) und du dich in einer Koalaregion aufhältst, ist es sehr wahrscheinlich der Laut eines Koalas. Passt eigentlich so gar nicht zu seinem „fluffigen“ Image.
Raymond Island ist kein Zoo
Bei einer Begegnung mit den Koalas solltest du dich stets ruhig verhalten. Auch wenn sie zum Greifen nah sind und du nur noch das Wort „fluffig“ im Kopf hast: Koalas sind Wildtiere und verdienen Respekt! Du sollst die Tiere auf keinen Fall berühren oder auf eine andere Art und Weise stören. Sie schlafen fast den ganzen Tag – vermeide es sie durch Rufen oder Klopfen zu wecken. Das verursacht enormen Stress für diese tollen Tiere. Dass sie das nicht mögen, können sie dir deutlich durch Kratzen und Beissen zeigen. Nur wenn du den Lebensraum der Tiere nicht störst, können auch noch viele Menschen nach dir in den Genuss dieses Ortes kommen.
Aktuelle Situation
2018 mehrten sich Fälle von toten Koalas auf der Insel. Laut den Behörden ist die Ursache dafür Hunger aufgrund von Nahrungsknappheit und Überpopulation. Viele Eukalyptusbäume wurden von den Bewohnern gefällt, um die Brandgefahr zu reduzieren. Dadurch vermindert sich aber die Nahrungsquelle der Koalas. Ein schwieriger Teufelskreis. Die Zahl der Koalas hat sich in den letzten Jahren zudem drastisch erhöht. 2004 wurden über 600 Koalas auf Raymond Island gezählt. Daraufhin hat die Regierung das sogenannte „Population Control Program“ ins Leben gerufen um die steigende Populationszahl durch Sterilisationsmaßnahmen und Umsiedlung zu reduzieren.
Unser Fazit
Raymond Island ist ein absolutes Highlight unseres Roadtrips durch Australien. Wir sind überrascht wie einfach es hier ist Koalas in Ruhe beobachten zu können und wie wenig andere Touristen wir treffen. Vielleicht war es auch nur die Tageszeit, der Wochentag? Wir wissen es nicht. Es ist beeindruckend auf welch selbstverständliche Art und Weise Mensch und Tier auf dieser kleinen Insel zusammenleben und für uns dennoch kein „Zoogefühl“ aufkommt. Wir lassen uns auf dem Koala Trail sehr viel Zeit und verbringen ca. 2 Stunden auf der Insel, da wir alle paar Meter einen Koala beobachten können.
Wir haben zwar auch Koalas am Cape Otway beobachtet, aber Raymond Island ist unser klarer Favorit. Zum einen sehen wir viel mehr Koalas in kürzerer Zeit, was die Chance erhöht, dass gerade ein Koala wach ist. Immerhin schlafen Koalas 18- 20 Stunden am Tag. Zum anderen sind die Eukalyptusbäume hier viel kleiner, wodurch du die Koalas näher und besser beobachten kannst.
Wenn du schon immer einen Koala sehen wolltest und das nicht in einer Aufzuchtstation, dann bist du hier genau richtig. Raymond Island bietet sich gut als kleiner Zwischenstopp auf dem Weg nach Sydney oder Melbourne an.
Für den Weg sind keinerlei konditionelle Anforderungen nötig, es ist ein gemütlicher Spaziergang. Nur auf Sonnenschutz, Insektenspray (!!!), ausreichend Trinkwasser und Speicherplatz auf deiner Kamera solltest du nicht vergessen. Falls du schon vor der Fähre hungrig bist, packe besser etwas ein oder iss noch etwas am Hafen in Paynesville. Auf Raymond Island gibt es keine Shops oder Restaurants.
Wir hoffen, dass Raymond Island noch lange diesen Charme eines kleinen Koalaparadieses inmitten einer bewohnten Insel erhalten kann. Du kannst bei deinem Besuch durch das richtige Verhalten deinen Beitrag dazu leisten!
Kleine Infobox „Koala“
- Wissenschaftlicher Name: Phascolarctos cinereus
- Koalas gibt es nur in Australien
- Koalas sind keine Bären! Sie gehören zur Gruppe der Beuteltiere. Daher heißen sie nicht Koalabären, sondern einfach nur Koala(s).
- Koala bedeutet in den Sprachen der Aborigines „Kein Wasser“. Der Koala bezieht den Hauptanteil seiner nötigen Wassermenge aus den Eukalyptusblättern. Selten oder nur in der Trockenzeit nimmt er Wasser direkt auf.
- Eukalyptus ist giftig hat einen niedrigen Nährwert. Um ihn zu verdauen müssen Koalas daher sehr viel Energie aufbringen. Daher müssen sie auch viel Energie sparen, um am Leben zu bleiben. Die Lösung: 18-20 Stunden Schlaf pro Tag
- Koalas haben sogenannte „Heimat-Bäume“, die sie immer wieder besuchen.
- Jungtiere nennt man auch „Joey’s“
- Eukalyptus ist nicht gleich Eukalyptus und Geschmäcker sind verschieden! So kommt es, dass nicht jeder Koala in Australien die gleiche Eukalyptusart frisst.