Nach der Großstadt Mandalay freuen wir uns auf eine ländlichere Umgebung abseits des Trubels. Wir fahren an den berühmten Inle See, ins Land der Shan, der Einbeinruderer und Bergstämme. Über steile Straßen erreichen wir nach 8 Stunden Busfahrt den atemberaubenden See und das erste UNESCO Biosphärenreservat Myanmars (seit 2015; „Inlay Lake Biosphere Reserve“).
Biosphärenreservat Inle See
Der Inle See ist der zweitgrößte Süßwassersee in Myanmar und nur rund 2 Meter (Trockenzeit) bis 4 Meter (Regenzeit) tief. Mit knapp 500.000 Hektar Größe ist das Biosphärenreservat riesig. Der See stellt die Lebensgrundlage von mehr als 170,000 Menschen dar, die den See in jeglicher Form nutzen. In den 36 Dörfern rund um den See leben vor allem die ethnischen Gruppen der Intha, Shan, Pa-O und Da-Nu. Die Menschen hier leben nach wie vor vom Fischen, lokalem Handwerk, kleinteiliger Landwirtschaft und ein wenig vom Tourismus. „Yechan“, der traditionelle Gemüseanbau in den berühmten schwimmenden Gärten, ist neben den Einbeinruderern das Aushängeschild des Biosphärenreservates.
Der See ist ein Naturparadies: Unzählige Vogelarten und endemische Fischarten sind hier zu finden. Uns zeigen sich leider nur Kormorane und ab und zu ein Eisvogel. Rund um den See finden wir unzählige Pagoden und Stupas und treffen auf außergewöhnliches Handwerk wie die Herstellung der Lotusseide (Besuch bei den Lotusweberinnen). Durch das Biosphärenreservat soll vor allem die Artenvielfalt des Seeökosystems erhalten werden. Zugleich sollen eine nachhaltige Regionalentwicklung und die Bewahrung lokaler Traditionen unterstützt werden. Vor allem das regionale Handwerk und ein sanfter Ökotourismus als alternative Einkommensquelle sollen gefördert werden. Uns gefällt es hier so gut, dass wir insgesamt eine Woche in der Gegend bleiben, während viele andere Touristen bereits nach 2-4 Tagen wieder weiterreisen.
Lokale Traditionen und Sehenswertes am Inle See
Die ethnische Vielfalt rund um den See spiegelt sich in einer ganzen Reihe von außergewöhnlichen Traditionen wider. Auch wenn vieles bereits kommerzialisiert ist (z.B. Einbeinruderer, Bootstouren) nimmt das alltägliche Leben am See nach wie vor seinen gewohnten Gang.
Einbeinruderer
Hierfür ist der Inle See bekannt: Die berühmten Ruderer von der ethnischen Gruppe der Intha, die geschickt mit dem Bein das Ruder umfassen. Dadurch haben die Fischer immer eine Hand frei. Heute lauern etliche Ruderer mit ihren Reusen nahe Nyaung Shwe, um sich von Touristen ablichten zu lassen. Diese benutzen ihre Beine jedoch eher für Touristenakrobatik, als für das Rudern. Aber abseits der Touristenspots sehen wir überall am See, dass diese ursprüngliche Tradition nach wie vor gelebt wird.
Schwimmende Dörfer und Gärten am Inle See
Auf riesigen Flächen bauen die Intha Gemüse auf schwimmenden Feldern an. Diese bestehen aus Erde, Wasserhyazinthen und anderem Grünschnitt, der mit Bambuspfählen am Grund befestigt wird. Diese Inseln sind unglaublich fruchtbar. Wir kosten das Gemüse auf einem der zahlreichen Märkte. Köstlich!
Nga-Phe-Kyaung-Kloster
Im knapp 160 Jahre alten Kloster mitten am See gab es früher von Mönchen dressierte Katzen, die durch kleine Reifen sprangen. Obwohl mittlerweile eingestellt, wird das Kloster noch immer Monastery of The Jumping Cats genannt.
Lotus-Stoffe
Hier ist der einzige Ort weltweit an dem Lotusseide, einer der teuersten Stoffe der Welt, aus der Lotusblume hergestellt wird. Mehr dazu findet ihr hier: Besuch bei den Lotusweberinnen
5-Days-Market: Phaung Daw Oo
Jeder Besuch am Inle See beinhaltet zumindest einen Besuch des Füntagemarktes. Jeden Tag findet er an einem anderen Dorf rund um den See statt. Hier treffen sich die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen, die rund um den See oder im See leben. Alltägliche Dinge werden ge- und verkauft und bei Betelnüssen und frittierten Köstlichkeiten die aktuellen Neuigkeiten ausgetauscht. Hier sehen wir die ethnische Vielfalt und Tauchen tief in das Alltagsleben am See ein.
Pagodenwald Shwe Inn Dein
Der Pagodenwald im Westen des Sees ist nur über einen Kanal erreichbar. Seit dem 17. Jahrhundert werden hier Grab-Stupas errichtet. Laufend werden Neue gebaut, alte renoviert. Ein eindrucksvoller Zwischenstopp, denn hier können wir zur Abwechslung die Anlagen zu Fuß erkunden.
Abstecher zu den Htet-Eain-Gu Höhlen
Nur wenige Kilometer außerhalb von Nyaung-Shwe befindet sich eine beeindruckende Höhle voller Buddhas, umgeben von einem buddhistischen Kloster und mit genialen Ausblicken. Quer durch kleine Dörfer, vorbei an kleinen Bauernhöfen und Schulen fährt man mit dem Rad rund 30 Minuten durch die wundervolle Landschaft. Ein bemerkenswerter kurzer Abstecher zum Sonnenuntergang.
Herausforderungen am Inle See
Die intensive Landwirtschaft führt zu Überdüngung, Veralgung und Verlandung des Sees. Dadurch wird die Wasserqualität zunehmend zum Problem. Fremde Fischarten wie Graskarpfen wurden eingeschleppt und gefährden die einzigartige Fischwelt.
Die Region ist ein berühmtes Touristenziel, die politischen Entwicklungen und internationalen Ächtungen haben aber massive Auswirkungen. Die Infrastruktur im Hauptort Nyaung Shwe ist recht gut ausgebaut. Zur Zeit unseres Besuches war allerdings nichts los. Eine große Herausforderung für den sich entwickelnden Tourismus, vor allem für kleine private Anbieter. Auch auf der weiteren Reise haben wir noch viele Reisende getroffen, die meinten, aus politischen Gründen Myanmar zu meiden. Allgemein nachvollziehbar – doch sehen wir auch am Beispiel Myanmar, dass sich ein solches Verhalten doch vor allem massiv auf die einfache Bevölkerung auswirkt, die ein wenig am aufkeimenden Tourismus mitschneidet.
Informationen zur Anreise und Herumreise am Inle See (Stand 2019)
- Anreise: Von Bagan, Mandalay oder Yangun per Bus, Flughafen Heho per Flugzeug
- Hauptort für Nächtigung: Nyaung Shwe
- Eintritt 15.000 Kyat (gültig für den gesamten Aufenthalt)
- Mountainbike: ab 7.000 Kyat am Tag, Rad: ab 1500 Kyat am Tag
- Bootstouren: ab 20-25.000 Kyat für Tagestour am See (Boot inkl. Fahrer)
Fazit
Der Inle See ist nicht ohne Grund eine der größten Attraktionen Myanmars. Pagodenwälder, Bootsfahrten, einzigartiges Handwerk, unglaubliche Landschaft und freundliche Menschen. Obwohl sich Nyung Shwe rasch ändert, haben wir hier doch noch den Eindruck ein wenig authenthisches Myanmar zu erleben. Eine Bootsfahrt ist ein Muss. Idealerweise überlegt man sich aber selbst vorab, was man sehen will – sonst wird man vorwiegend zu Shops und Handwerksverkäufern gebracht. Eine Woche war gerade ausreichend – hier hätten wir es aber noch länger aushalten können.