Die Gegend um den Lake Tekapo ist nicht nur für den tiefblauen See berühmt. Hier handelt es sich um eine der dunkelsten Regionen Neuseelands. Es gibt kein Restlicht aus Städten, keine „Lichtverschmutzung“, sondern nur stockdunklen klaren Himmel. Wegen dieser Besonderheit ist die Gegend bekannt für ihren atemberaubenden Sternenhimmel. Fast nirgends auf der Welt kann man so viele Sterne sehen. Daher ist die Gegend auch Teil des Aoraki Mackenzie International Dark Sky Reserve. Auf dem Mount John (ca. 1000 m) stehen unzählige Teleskope der Universität von Canterbury und anderer Länder.
Schon lange träume ich von einem Blick durch ein Teleskop auf unsere Sternenwelt. In Neuseeland ist es im März 2019 endlich soweit.
Ich mag Überraschungen
Durch Zufall (so dachte ich zumindest) sind wir im Zuge unserer Weltreise genau an meinem Geburtstag am Lake Tekapo. Wir erfahren, dass genau am ersten Tag unseres Aufenthalts, in der Nacht in meinen Geburtstag hinein, die Wetterprognose geradezu perfekt ist. Perfekt heißt astronomisch ein Bewölkungsgrad von 0% d.h. absolut klare Sicht. Bevor wir lange diskutieren ob eine Sternen-Tour ins Reisebudget passt, schaut mich Mike an und sagt „Happy Birthday“. Ich kann es nicht glauben, ich halte die Tickets in der Hand. Heute Nacht wird ein lang ersehnter Traum Wirklichkeit.
Endlich: Es geht los!
Um 00:35 werden wir von unserem Campingplatz am See abgeholt. Der Shuttleservice sammelt alle Gäste ein und es geht zu einer kurzen Einführung in das Büro unseres Anbieters. Hier erhalten wir unsere eigenwilligen selbstgebastelt scheinenden Mondanhänger, die uns als Teilnehmer der Tour ausweisen sowie eine Infrarottaschenlampe.
Warum Infrarot? Weißes Licht von Lampen, Autoscheinwerfern, Kamera oder Smartphone beeinträchtigen die Nachtsicht und stören die Teleskope am Gipfel des Mount John. Ein optimales Nachthimmelerlebnis sollte daher frei von jeglichem weißen Licht sein, da das menschliche Auge nach Kontakt mit weißem Licht oft mehr als 15 Minuten braucht, um sich erneut an die Dunkelheit anzupassen.
Um 01:00 geht es endlich los. Alle rein in den Bus. Auch der Bus hat innen sowie außen nur Infrarot als Beleuchtung. Während der Busfahrt merke ich beim Blick aus dem Fenster in den Sternenhimmel, wie sich meine Augen langsam an die Dunkelheit anpassen und nach und nach mehr Sterne am Himmel sichtbar werden. Wir fahren mit dem Bus zum Observatorium auf den Gipfel des Mount John (Mount John Observatory). Die Straße ist für alle anderen gesperrt, damit es zu keinen Störungen kommt. Oben angekommen erhalten wir eine kurze Anweisung, dass jetzt alle Handys, Kamerablitze oder andere weiße Lichtquellen ausgeschalten werden müssen und wir nur mehr unsere Infrarottaschenlampen benutzen dürfen.
Raus aus dem Bus
In einer Gruppe mit ca. 20 roten Lichtern machen wir uns auf den Weg zum ersten aufgebauten Teleskop. Unser Tourguide, eine Astronomin des Observatoriums, gibt uns eine erste Einführung über die Entstehungsgeschichte des Observatoriums und warum dieser Ort astronomisch so einzigartig ist. Ich kann nicht widerstehen und muss immer wieder meinen Blick nach oben richten. Es ist atemberaubend. Kein Licht weit und breit. Ich merke wie meine Augen mit jeder Minute mehr Sterne erfassen können. Die Milchstraße breitet sich vor meinen Augen aus. Es fällt mir schwer richtig zuzuhören, da ich meinen Blick einfach nicht abwenden kann und quasi in den Sternenhimmel hineingezogen werde.
Plötzlich fängt unsere Astronomin aber an über das Kreuz des Südens zu sprechen. Da werde ich wieder ganz hellhörig. Denn diese Sternenformationen gibt es nur auf der Südhalbkugel zu sehen. Sie diente den Seefahrern als Orientierungspunkt und findet sich auch in der Nationalflagge Neuseelands (und Australiens) wieder. Mit einer Art Laserpointer, der größte den ich je gesehen habe, zeigt sie uns die zwei „Pointerstars“ (Alpha- und Beta-Centauri), welche auf das Kreuz des Südens zeigen. Und da sehe ich es. Nie hätte ich es von selbst gefunden. Es ist einfach faszinierend.
Mit Hilfe von zwei mobilen Teleskopen werden uns daraufhin ein paar außergewöhnliche Sternenbilder gezeigt. Darunter auch die „große und kleine Magellansche Wolke“. Dabei handelt es sich um zwei Galaxien, welche man auf der Südhalbkugel schon mit dem bloßen Auge erkennen kann. Es ist beeindruckend. Ich habe mir Sterne schon auf viele Arten vorgestellt, aber durch das Teleskop sehen sie einfach unglaublich aus. Wie kleine Kristalle. Wir werden zu einem stationären Teleskop gebracht und bekommen eine weitere Sternenkonstellation mit dem Namen „The Jewel Box“ gezeigt. Ich fühle mich wie eine kleine Astronomin. Das könnte ich stundenlang machen. Bin ja schließlich warm angezogen.
Sogar den Planeten Jupiter können wir in dieser wolkenlosen Nacht bestaunen. Gegen 03:00 machen wir uns wieder auf den Rückweg.
Das war einer der schönsten Geburtstage meines Lebens!
Nützliche Tipps:
Es gibt verschiedene Anbieter für eine Sternentour am Lake Tekapo. Auch wir standen vor der Qual der Wahl welcher es sein soll. Egal welcher Anbieter, jeder hat ein breites Angebot an verschiedenen Touren. Dir nun jede einzelne Tour aufzulisten macht aus Platz- und Aktualitätsgründen keinen Sinn.
Ein Tipp vorweg: überlege dir vorher WAS du dir genau von deiner Sternentour erwartest. Möchtest du eher eine naturwissenschaftlich angehauchte Tour mit vielen Informationen und möglichst viel Zeit für den Blick durchs Teleskop? Oder lieber einen Teil der Tour in einer Hotspring genießen? Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Hier ein kurzer Überblick über die gängigsten Anbieter:
- Earth & Sky: bietet Touren rauf zum Mount John Observatorium an und ermöglicht dir Blicke durch mehrere mobile und ein stationäres Teleskop. Ich fühlte mich hier wie eine kleine Astronomin.
- Tekapo Stargazing: dieser Anbieter verbindet den Blick in die Sterne mit einem Aufenthalt in den Tekapo Springs (Hotpools), wenn diese für andere Besucher nachts geschlossen sind. Das mobile Teleskop wird in der Badeanlage aufgebaut.
4 Kommentare
Der Blick in den Sternenhimmel klingt sehr besonders. Vielleicht sollten wir auch mal wieder öfter raufschauen.
Das haben wir uns auch gedacht. Ganz so dunkel wird es daheim aber leider nicht.
Diese absolute Dunkelheit kann man sich bei uns gar nicht vorstellen. Ich freue mich immer wieder auf eure tollen Fotos und die interessanten Infos von eurer Reise!
Ja es war ein besonderes Erlebnis. Freut uns, wenn unsere Beiträge auch Leser finden.